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AutorenbildJens Werner

Resilienz - die neue Nachhaltigkeit?!


„Der wahrhaft siegreiche Futurist ist kein Prophet. Er besiegt nicht die Zukunft, sondern gewinnt die Gegenwart“ (Bruce Sterling)

Dieses Zitat in Matthias Horx´“Handbuch für Zukunftsagenten“ (Zukunftsinstitut, 2016) brachte es schon lange vor „Corona“ auf den Punkt. Horx, bekannt für seine kühnen Thesen, seinen mutigen und gleichzeitig fundierten Blick auf das, was vor uns liegt und wir gemeinhin „Zukunft“ nennen, prognostiziert damit die Ablösung des Nachhaltigkeitskonzeptes durch das der Resilienz.




Nachhaltigkeit  - eine Illusion der Harmonie?


Als ganzheitlicher Prognostiker, der sich von Zukunftsforschern, die häufig den Blick in die Glaskugel wagen, deutlich unterscheidet, war Horx´ These schon weit vor der Corona Pandemie wegweisend. Denn genau dieses Szenario erlebt die Welt zurzeit. Erinnern wir uns: bevor das Virus zum weltumspannenden Determinus wurde, beherrschte der Blick auf die aus dem Takt geratene Ökologie das Geschehen in Nachrichten, Netzwerken, öffentlichen und privaten Diskussionen - „Fridays for future“ wurde zu einer weltweiten Massenbewegung und Nachhaltigkeit der Begriff, der sie prägte. Dabei stand Nachhaltigkeit für eine Art Harmonie-Illusion, die im Kern das Streben nach Ausgleich beschrieb. Eine Balance mit „der Natur“ herstellen zu können und so das gescholtene Ungleichgewicht, das zur vermeintlichen Umweltzerstörung führt, wieder revidieren und zu ursprünglichem Gleichgewicht zurückkehren zu können.


Resilienz - Grundgedanke einer neuen Haltung


Seit Beginn 2020 zeigt uns nun eine mikroskopisch kleine Struktur, dass komplexe, und damit zwangsläufig fragile Systeme grundsätzlich zur Selbstregulation neigen. Und das in einer Art und Weise, die völlig unvorhersehbar war - kein Mensch dieser Erde hätte es soweit er oder sie es seriös meint -  gewagt, all das, was wir in den letzten Monaten erfahren haben, vorherzusagen. Welche Auswirkungen Lock-downs, wirtschaftliche Turbulenzen und die Herausforderungen unseres Sozialgefüges noch haben werden - wer weiß das? Dennoch haben wir keine andere Möglichkeit, als uns damit auseinanderzusetzen. Die Krise als Chance. Gestärkt aus der Krise. Stark durch die Krise... inflationär die Angebote, die uns lehren und zeigen wollen, welche Handlungsoptionen in diesen herausfordernden Zeiten unser Überleben sichern sollen. Naiv, zu glauben, dass es derartige Experten gibt, die uns das zusichern können. Krisen und herausfordernde Zeiten gab es schon immer, solange diese Welt existiert - und es wird sie immer geben. Betrachtet man nun, was letztlich der Schlüssel zur Krisenbewältigung war, wird schnell deutlich, dass dieser niemals auf der Handlungsebene lag, sondern vielmehr auf der HALTUNGS-Ebene liegt. Die intrinsische Grundlage, die dann letztlich unser Verhalten - und das insbesondere in herausfordernden, ja bedrohlichen Situationen - bestimmt. Resilienz ist der Begriff, der genau diese Haltung beschreibt.


Die Resilienz-Kompetenzfelder


Resilienten Menschen, resilienten Systemen ist eines gemeinsam: die Überzeugung, dass Komplexität - und damit Fragilität - immer mit Varianz und Toleranz einhergeht. Krisen anzunehmen, sie klar so benennen, die Bedrohung unverklärt erkennen, um dann aus intrinsischer Motivation und Haltungskompetenz heraus lösungsorientiert zu handeln. Konkret zeigt das der „Atlas of Economic Complexity“ (Hausmann, Hidalgo et al., 2014), der analytisch belegt, dass diejenigen Volkswirtschaften, die eine Vielfalt ökonomisch vernetzter Aktivitäten aufweisen, am flexibelsten auf und in Krisen reagieren - und sie damit letztlich erfolgreich meistern. Gleiches gilt für jeden einzelnen Menschen - die vor erwähnte Vielfalt bezeichnet das Resilienz Modell als Resilienz Kompetenzen. Seit über 50 Jahren beschäftigt sich die Resilienzforschung damit, was Menschen, die herausfordernde, gar existenzbedrohende Phasen in ihrem Leben besser meistern als diejenigen, die daran zu zerbrechen drohen, ausmacht. Was sie mitbringen, wie und warum sie anders handeln und dann tatsächlich gestärkt aus solchen Zeiten hervorgehen. Vereinfacht ausgedrückt handelt es sich dabei um acht grundlegende Kompetenzfelder, die - in unterschiedlicher Ausprägung - Resilienz ausmachen:

  1. Optimismus und Selbsteinschätzung

  2. Akzeptanz und Realitätsbezug

  3. Lösungsorientierung und Kreativität

  4. Selbstregulation und Selbstfürsorge

  5. Selbstverantwortung und Selbstwirksamkeit

  6. Beziehungen und Netzwerk

  7. Zukunftgestaltung und Visionsentwicklung und

  8. Improvisationsvermögen und Lernbereitschaft


All diesen Kompetenzen gemein ist - und das sind die „bad news“ - dass sie nur mittelbar erworben und trainiert werden können. Die „good news“ sind, dass genau das möglich ist! Langfristiger - und damit tatsächlich nachhaltiger im Sinne von verlässlichem - Aufbau einer resilienten Grundhaltung - das ist die wirkliche Herausforderung, der wir uns spätestens genau JETZT stellen sollten.

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